Unterstützung für Geflüchtete in der Ausbildung – Rienada und Woury berichten

Die Willkommenslotsinnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Lydia Vaske und ihre Kolleginnen, unterstützen Betriebe der Hauswirtschaft bei der beruflichen Integration von geflüchteten Menschen in Ausbildung und Arbeit.

Sie haben Rienada Nabo aus Syrien und Woury Bah aus Guinea interviewt.

Woury
© Melanie Haase, Mariaspring - Ländliche Heimvolkshochschule e. V.

Vorstellung: Rienada und Woury: 

 

Rienada Nabo ist heute 26 Jahre alt.  Rienada war von 2017-2020 Auszubildende des Bildungs- und Veranstaltungszentrums „Katholische Akademie Stapelfeld“.

Nach der Ausbildung brauchte sie sich nicht neu zu bewerben. Sie wurde gleich von der katholischen Akademie in Stapelfeld in ein Arbeitsverhältnis übernommen.  Zunächst mit einer Wochenarbeitszeit von 30 Stunden in der Küche und für 10 Wochenstunden im „Housekeeping“. Inzwischen arbeitet Rienada –  so wie sie es sich gewünscht hat –  nur noch im Küchenteam. Sie freut sich sehr, dass sich die Dinge so gut für sie entwickelt haben. Die Sozialarbeiterin ihrer Schule in Cloppenburg hatte Rienada damals auf den Ausbildungsplatz bei der Akademie Stapelfeld aufmerksam gemacht.  Sie hatte Rienada vom Beruf der Hauswirtschafterin erzählt. In Syrien gibt es diese Ausbildungsmöglichkeit nicht.

 

Woury Bah ist Auszubildender im 2. Ausbildungsjahr in der Ländlichen Heimvolkshochschule Mariaspring im Landkreis Göttingen. Durch seine ehrenamtliche Betreuerin ist er auf seinen Ausbildungsbetrieb und auf den Beruf „Hauswirtschafter“ aufmerksam geworden.  Um den Beruf besser kennen zu lernen und auch die Anforderungen der Berufsschule besser zu bewältigen, hat er zunächst ein Jahr lang eine Einstiegsqualifizierung im Ausbildungsbetrieb gemacht. Einmal wöchentlich hat er in dieser Zeit die Berufsbildende Schule besucht. Dabei hat er festgestellt, wie abwechslungsreich der Beruf „Hauswirtschafter“ ist. Er arbeitet gern im Team. Er wurde im August 2019 in die Ausbildung übernommen und hat gerade seine Zwischenprüfung hinter sich.


Interview

 

Was ist das Spannende an dem Beruf Hauswirtschafter*in?

Rienada: Mir hat die ganze Ausbildung Spaß gemacht, vor allem das Kochen, und ich backe auch sehr gerne. Es ist alles sehr anders als in Syrien: die Arbeit, die Rezepte, das Essen. Wir arbeiten in der Woche an verschiedenen Stellen und tauschen die Plätze. Mal bin ich an der Salatbar, mal an der Spüle, mal am Herd oder ich mache die Desserts.

Woury:  Mir gefällt besonders das Kochen und Backen von Speisen gut, aber auch der Service und der Bereich Wäschepflege und Reinigung. Außerdem gibt es nach der Ausbildung viele Möglichkeiten der Weiterbildung.

 

Auf die Frage zur Lieblingstätigkeit im Beruf sind Rienada und Woury sich einig: Beide lieben es, zu kochen. Sie freuen sich besonders, wenn Gerichte aus ihren Heimatländern in den Speiseplan aufgenommen werden. Wourys Lieblingsgerichte sind vegetarisch oder vegan; bei Rienada sind es die mit Reis und Hackfleisch gefüllten Weinblätter. Zu Hause ist das Hackfleisch vom Rind, im Betrieb wird Fleisch vom Rind und vom Schwein verwendet. Gerne isst Rienada auch Apfel-Filettopf, dann allerdings mit Hähnchenbrustfilet.

 

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Ausbildungswoche? 

Woury:  Die Anfangszeit war sehr schwierig, da mir die deutsche Sprache mit den Fachausdrücken nicht so geläufig war. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade mal ein Jahr in Deutschland. Ich hatte Angst, meine Kollegen nicht zu verstehen und mit ihnen zu kommunizieren, da sie sehr schnell mit mir sprachen. Mittlerweile kann ich mich gut mit meinen Kollegen unterhalten.

Rienada: Ja, es war für mich ein bisschen sehr schwer, wegen der deutschen Sprache. Aber ich habe sehr nette Kolleginnen. Sie haben mir alle viel geholfen, und ich habe gleich mich wohl gefühlt. In Stapelfeld wird auch viel Plattdeutsch gesprochen.

 

Sprechen Sie auch schon etwas Plattdeutsch?

Rienada: Ja, am 1. Januar sage ich morgens „Glückseliges Neijoar“, ein Frohes neues Jahr. Oder, wenn wir die Schichten besprechen, heißt es „Noch eene de tau“, d. h. wir brauchen noch Jemanden dazu. Plattdeutsch ist für mich sehr ungewohnt, das lernen wir nicht im Integrationskurs!

 

Was ist anders an diesem deutschen Arbeitsplatz im Vergleich zu Ihrem Heimatland?

Rienada:  Syrische Frauen lernen Berufe wie Krankenschwester, Lehrerin, Ärztin, aber nicht Hauswirtschaft. Hauswirtschaft lernen die Mädchen von ihrer Mama und Oma. Ich bin heute eine Fachkraft, und weiß genau, wie ich etwas machen muss, weil ich es gelernt habe. Ich kann jetzt die genauen Mengen für die Rezepte berechnen, z. B. für ein Buffet, das kannte ich alles nicht. Durch das Kalkulieren kann ich wirtschaften und verschwende kein Geld und auch keine Lebensmittel. Ich kann als Fachkraft arbeiten, das geht ja nicht ohne Ausbildung.

Woury:  In meinem Heimat gab es keine Bewerbungsverfahren oder Ähnliches, wenn man sich auf einen Job bewirbt. Es gab keine schulische Ausbildung, aber praktisch kann man arbeiten. Alle typischen Berufe kann man in Afrika lernen, aber ohne Ausbildungsvertrag.

 

Wie klappt(e) es in der Berufsschule?

Rienada: Das war schwer, aber mit Nachhilfe, 1 x die Woche 3 Std. bei der Akademie Überlingen hat es geklappt. Auf der Arbeit habe ich mit meiner Ausbilderin Frau Tönnies und mit den drei anderen Auszubildenden gelernt.

Woury:  Es klappt gut, jedoch muss man viel lernen und zu Zeiten von Corona gibt es viele Aufgaben für Zuhause und man kann den Lehrer nicht einfach fragen, wenn man etwas nicht versteht. Ich bekomme sehr viel Unterstützung von all meinen Kolleginnen. Mein Chef hat einen Online- Deutschkurs organisiert. Außerdem bekomme ich eine Hilfe über die Institution VerA-SES (Vermeidung von Ausbildungsabbruch-Senioren Experten Service). Meine beiden Ausbilderinnen helfen mir sehr bei der Bearbeitung meines Berichtsheftes und der Schulaufgaben.

 

Würden Sie den Beruf Hauswirtschafter*in anderen jungen Menschen empfehlen?

Rienada: Auf jeden Fall, in meiner Ausbildungsstelle in Stapelfeld war es super, die 3 Jahre sind wie im Flug vergangen. Ich habe sehr viel gelernt, und man hat sehr gute Berufschancen. Man kann sich auch weiterbilden, zur Hauswirtschaftsmeisterin oder studieren.  Ich bin sehr froh, hier arbeiten zu dürfen.

Woury: Ja, Ich würde den Beruf immer weiterempfehlen und jederzeit wiederwählen, weil es mir sehr viel Spaß macht.

 

Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

Woury: Ich möchte gerne in Deutschland weiterarbeiten und eventuell später versuchen, den Meister zu machen.


 

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Das Projekt Willkommenslostsen wird gefördert vom Bundesminsiterium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Passgenaue Besetzung Willkommenslotsen.

Kontakt:

Henrike Weddelmann: henrike.weddelmann@lwk-niedersachsen.de

Johanna Krebs: johanna.krebs@lwk-niedersachsen.de

Lydia Vaske:  lydia.vaske@lwk-niedersachsen.de       

oder auf der Website der Landwirtschaftskammer Niedersachsen