An Hauswirtschaft begeistert mich alles!

An sich zu glauben, ist eine entscheidende Eigenschaft im Beruf, sagt Katharina Meyer, Lehrerin für Fachpraxis aus Hannover. Sie ist 26 Jahre alt und hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin gemacht. Wie Katharina zu ihrem jetzigen Beruf als Fachpraxislehrerin gekommen ist, erzählt sie uns in einem Interview.

Katharina Meyer
© Katharina Meyer

Wie bist du zur Hauswirtschaft gekommen?

Schon in meiner Schulzeit habe ich Nebenjobs neben dem Schulalltag gemacht. Angefangen in einer Gärtnerei, über das Babysitting bis hin zum Service in einem Hofcafé. Zu Hause haben wir gemeinsam als Familie über zwei Jahre meinen Opa gepflegt. Alles Jobs, die sich mit der Hauswirtschaft verbinden lassen. Was genau der Beruf Hauswirtschafter*in ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Was ich aber wusste: Alle Jobs haben mir sehr viel Spaß gemacht. Kurz vor meinem Abitur bin ich in der Broschüre „Berufe aktuell“ der Agentur für Arbeit auf den Ausbildungsberuf Hauswirtschafter*in gestoßen. Die Beschreibung hat perfekt zu mir gepasst. Die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsbetrieb ging los.

Was begeistert dich an der Hauswirtschaft?

Kurz und knapp: Mich begeistert ALLES. Sich um jemanden zu kümmern, mit Menschen zu arbeiten – das ist toll! Aber auch das Kochen für andere oder die verschiedenen Facetten der Dekoration. Viele kleine Bausteine, die ich schon immer gerne gemacht habe, die sich in dem Beruf widerspiegeln. Ich kann kreativ werden und meine eigenen Ideen einbringen. Für mich war klar, dass ich nach der Ausbildung die zweijährige Weiterbildung zur staatlich geprüften hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin absolvieren werde.

Abschluss als Betriebsleiterin: Was nun?

Als staatliche geprüfte Betriebsleiterin geht’s in das Berufsleben - das habe ich mir so vorgestellt. Viele Betriebe erwarten von den jungen Berufseinsteiger*innen schon möglichst viel Erfahrungen im Beruf. Davon wollte ich mich nicht verunsichern lassen. Ich habe mir verschiedene Betriebe angeschaut wie zum Beispiel eine Stelle als stellvertretende Hausdame oder als stellvertretende Restaurantleitung auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Koffer waren sozusagen schon gepackt. Letztendlich hat sich aber doch meine Liebe zur Heimat durchgesetzt. Ich habe als Betriebsleiterin in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb angefangen, um den Betrieb aus einer ganz neuen Sicht zu sehen.

Du bist jetzt Fachpraxislehrerin. Wie kam es dazu?

Corona hat viel verändert – auch in unserem Betrieb. Während meiner Zeit als Betriebsleiterin habe ich mir Gedanken über die Zukunft gemacht: Wie geht es weiter? Ich habe viel recherchiert und beschlossen, ein Studium zu beginnen.

Diese Information hat sich in meinem Umfeld schnell verbreitet. In der Zeit bis zu Beginn des Studiums wurde ich von drei Bekannten angerufen, die ich während meiner Zeit der Ausbildung oder in der Weiterbildung als staatlich geprüfte Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin kennengelernt habe. Alle Anrufe hatten die gleiche Absicht: „Katharina, wir suchen Lehrer*innen für Fachpraxis“.  Ich konnte mir das Unterrichten an einer Schule bis zu dem Zeitpunkt nie vorstellen und habe es mir auch nicht zugetraut. Ehemalige Kolleg*innen, Lehrer*innen und Ausbilder*innen haben Potenzial in mir gesehen – das hat mich nachdenklich gemacht. Meinen Plan habe ich erneut über den Haufen geworfen. Ich habe eine Stelle an einer berufsbildenden Schule in Hannover gefunden, die gut zu meinen Lebensmittelpunkt passt und mich als Lehrerin für Fachpraxis beworben.

Was kann man sich unter dem Beruf Lehrerin für Fachpraxis Hauswirtschaft vorstellen?

Fachpraxislehrer*innen arbeiten an Berufsbildende Schulen. Sie sorgen dafür, dass Schüler*innen ihr theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen. Das bedeutet, als Lehrer*in für Fachpraxis erarbeite ich mit Schüler*innen Inhalte, die wir anschließend z.B. in den Lehrküchen umsetzen. Die Schüler*innen planen und kalkulieren Mahlzeiten, lernen verschiedene Gartechniken kennen und wenden diese in den Lehrküchen an. Ich unterrichte ganz unterschiedliche Klassen. Einige Schüler*innen sind dort, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Andere möchten ihren Hauptschul- oder (erweiterten) Realschulabschluss machen. Schüler*innen, die eine schulische Ausbildung machen, erhalten auch praktischen hauswirtschaftlichen Unterricht.

Wie lange dauert eine Fortbildung als Lehrerin? Bist du schon Lehrerin?

Ja, ich arbeite seit 1,5 Jahren in einer berufsbildenden Schule in Hannover. Hier liegt die Besonderheit von Fachpraxislehrkräften. Wir sind vom ersten Tag an Lehrer*innen. Als Voraussetzung zum Quereinstieg in den Schuldienst ist es wichtig, zwei Jahre im Beruf gearbeitet und die Ausbildereignung zu haben. Die Bezeichnung in den ersten drei Jahren ist „Lehrerin für Fachpraxis im Vorbereitungsdienst auf Probe“. In den ersten zwei Jahren wird der Berufsalltag begleitet von einem Studienseminar. In dieser Zeit zeigen die angehenden Lehrer*innen in sechs Unterrichtsbesuchen, wie sie das Gelernte aus dem Studienseminar im  Unterricht umsetzen. Jeder Unterrichtsbesuch wird bewertet. Nach einem weiteren Jahr auf Probe, bekomme ich dann offiziell die Berufsbezeichnung Lehrerin für Fachpraxis für Hauswirtschaft.

Das klingt nach einer aufregenden Zeit: Was waren deine schönsten Momente?

In der Schule gibt es viele schöne Momente. Gerne denke ich an eine Situation zurück, in der mir ein Schüler auf dem Flur zugerufen hat „Frau Meyer, ich freue mich schon wieder auf ihren Unterricht.“ Das hat mir gezeigt: Die Schüler*innen schätzen mich und freuen sich, bei mir im Unterricht zu sitzen. Das gibt mir sehr viel. Mir ist es wichtig, dass Schüler*innen gerne in die Schule gehen.